Ich muss sagen, die eigentliche Diagnose ist das eine. Aber die Tage, an denen Untersuchungen gemacht werden, ob Organe oder Knochen betroffen sind, sind schrecklich. Die Angst, dass der Krebs schon im ganzen Körper ist, kann man nicht beschreiben. Erst wenn wir wissen, wo er sich überall befindet, können wir die weitere Vorgehensweise bestimmen.
Zuerst wird das Herz per Ultraschall untersucht. Kein Befund! Dann machen sie die Knochenszintigraphie mit mir. Da ich Blutabnahmen hasse und dafür ein Zugang notwendig ist, hält sich meine Freude in Grenzen. Wenn ich wüsste, wie oft mir in den nächsten sieben Monaten noch an die Venen gegangen wird, wäre ich wahrscheinlich Amok gelaufen. Die Untersuchung wird von zwei Frauen durchgeführt. Beide sind sehr nett und nehmen sich Zeit für mich. Als auch hier die Diagnose alles in Ordnung bekomme, steigt meine Laune weiter. Ich informiere meine Freunde stündlich über meinen Zustand und meine Mutter weicht mir nicht von meiner Seite. Es ist Freitag und die letzte Untersuchung, das MRT steht an. Die Schwester bittet mich mein Piercing im Ohr zu entfernen. Da ich bei sowas zwei linke Hände habe, versuchen ein Arzt, eine Schwester und eine Zange mein Ohr davon zu befreien, allerdings ohne Erfolg. Kurzerhand wird entschieden, dass ich mit dem Geschmeide am Ohr in die Röhre komme und sobald es heiß wird, den Alarmknopf drücken soll. So die Theorie. Man bittet mich, die Brüste in die dafür vorgesehenen Löcher zu legen, dann würde man mich auf der Trage in die Röhre schieben. Ich habe bedenken, denn meine Brust ist viel zu klein für die großen Löcher und sage dem Arzt, dass ich da erst noch reinwachsen muss. Da dies der erste Kontakt mit Radiologen ist, muss ich sagen, es handelt sich hierbei um eine lustige Spezies der Ärzteschaft. Während wir ins Plaudern kommen, schiebt man mich auf dem Bauch liegend in die Röhre. Hier ist es eng und dunkel. Alle verlassen den Raum und weisen nochmal daraufhin, dass der Drücker, den sie mir vorher noch schnell in die Hand gelegt haben, nur im Notfall zu bedienen ist. Zum Beispiel, wenn das Piercing heiß wird;)Während ich da so vor mich hin liege, kommt nach gefühlten 10 Minuten der Arzt wieder rein. Ich freuen mich, dass es schon vorbei ist. Doch der Arzt fängt an zu lachen und entschuldigt sich. Wegen der Aufregung um mein Piercing und die zu großen Löcher für den Busen, hat er die Aufklärung vergessen. Meine Antwort kommt wie aus der Pistole, da ich nicht um diese Untersuchung komme und es hier drinnen in der Röhre zu eng ist für den Aufklärungsbogen, mich und einen Stift ist, bitte ich ihn fortzufahren. Wenn ich fertig bin unterschreibe ich ihm alles: ich schwöre! Jetzt endlich geht es los, es ist laut. Trotz der Kopfhörer höre ich den Krach. Normalerweise gefällt mir der Krach, denn sonst höre ich ähnliche Klänge in einem Club und tanze mit einem Glas Wodka dazu. Endlich, man zieht mich wieder raus. Meine Augen versuchen sofort die Augen des Arztes zu deuten, aber er lässt sich nicht in die Karten schauen und sagt, er muss es mit seinem Chef besprechen. So entlasse ich mich selber übers Wochenende ohne zu wissen, ob der Krebs schon durch meinen Körper wandert.
Es ist ein blödes Gefühl, aber ich will heim, zu meiner Familie, meinen Freunden und mit allen zusammen das Endspiel Deutschland gegen Argentinien sehen. Also verlasse ich mein neues Zimmer im Krankenhaus, um noch einmal in mein altes Leben zu tauchen!